Endlich einmal wurde ein Teil der russischen Bilderchronik Licevoj letopisnyj svod behandelt, der sozusagen die Vorgeschichte der Kiever und Moskoviter Rus‘ behandelt. Die Chronik beginnt mit der Erschaffung der Welt, und diese Bilder möchte ich auch gern einmal sehen. Dann wird aber auch die griechische Vorgeschichte aufgenommen, und so wird auch die Geschichte von Aeneas erzählt.

Aeneas, so die Vortragende Elena Boeck im November, kommt bei der ganzen Geschichte nicht besonders gut weg. Er betrügt Troja und trägt durch sein Benehmen dazu bei, dass es zerstört wird.

Auch der Einwand, dass er doch seinen alten Vater aus Troja getragen hat, zählt nicht wirklich. Denn er lässt seine Frau stattdessen zurück. Und diese wurde bereits bei ihrer Verlobung gewarnt: „Vertrau ihm nicht. Aeneas liebt nur Männer.“

Dementsprechend wird auch Königin Dido von Aeneas verlassen, und seine Ankunft in Italien steht auch unter keinem guten Stern. Was davon auf die Gründung Roms abfärbt, wurde im Vortrag nicht mehr aufgeführt.

Interessant ist auf jeden Fall die Assoziation von Aeneas mit Männern. Ob dies eine relativ offene Zurschaustellung von Homophilie, Homophobie oder Misogynie ist, muss noch untersucht werden. Interessant ist es allemal für einen Text aus dem 16. Jahrhundert.

Und die Bilder zeigen alle ein sattes Grün.