Einige Dinge im Leben des russischen Hochadels scheinen sich von der frühen Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert hinein nicht geändert zu haben. Das Heiratsverhalten gehört dazu. Geheiratet wurde untereinander, so dass über soziale Bindungen Nepotismus betrieben werden konnte. Auch der Landbesitz blieb so in der Familie.

In den 1830er Jahren wurde das Heiratsmuster durch eine Tochter der adeligen Familie der Golicyns gebrochen. Sie floh aus der Familie und ließ sich in der Provinz durch einen einfachen Geistlichen mit einem Angehörigen des mittleren Adels trauen.

Hier handelt es sich um den Einbruch romantischer Liebe in das Heiratsverhalten der Adeligen. Es zeigt sich jedoch auch der Einfluss der romantischen Kultur, die man als Popkultur jener Zeit bezeichnen kann, auf die Einzelnen. Hatten Puškin und Lermontov diese Liebesheiraten und die Flucht der Braut aus dem Elternhaus noch in der Literatur beschrieben, so findet sich nun die Imitation der Literatur im Leben.

In heutiger Zeit wären es vielleicht nur kokainlastige Parties, die imitiert würden, in der Romantik schloss man so einen Bund fürs Leben.