Peter der Große gilt in der deutschsprachigen Russlandhistoriographie zumeist als der große Erneuerer, der das Land zivilisierte und europäisierte. Die englische und russische Historiographie sind hier etwas weiter, weil sie auf die Gewalt hinweisen, mit der Peter diesen Zivilisationsprozess durchsetzte. Eine Gewalt, die über Generationen hin traumatisierte und die erst jüngst aufgearbeitet wird.
Ein Beispiel ist Peters Einführung neuer Bestrafungen für Kriminalität, wobei ihn naturgemäß besonders das Majestätsverbrechen, also der Verrat am Zaren, interessierte. Im Laufe seiner Regierungszeit ging Peter dazu über, nicht nur Teile der Prozesse zu veröffentlichen. Auch die Urteile wurden öffentlich und mit größtmöglichem Aufwand vollstreckt.
Hierbei wurden die Strafen zunehmend grausamer, auf das Leiden des Menschen und seine Körperlichkeit hin ausgerichtet. Auch das nachträgliche Zerteilen des toten Körpers gehörte dazu, wie an Miloslavskij verrichtet. Er wurde posthum von Pferden zerrissen.
Peter machte öffentliche Exekutionen zu einer gewaltvollen Repräsentation der eigenen Macht des Monarchen. Sie wurden zur Sozialisation in sein Regime ebenso benutzt wie zur Einschüchterung. Irgendwie doch kein so zivilisierter Zug.