Die Fußball-WM steht an. Man merkt es an den Ständen mit Fußball-Devotionalien im Supermarkt. In diesem Jahr findet die WM in der Russischen Föderation statt. Deshalb fällt mein Auge immer wieder auf rote Gebäude auf seltsamen Verpackungen.

Und wie es das Marketing will, sind es immer rote Gebäude, die für die Deutschen einen hohen Wiedererkennungswert haben. Seltsam ist es aber schon, dass es immer ähnliche Gebäude sind, die von den Deutschen als „russisch“ eingestuft werden.

Auf der Umverpackung der Fußballer-Aufkleber ist es zum Beispiel der Spasskij-Turm am Kreml‘.IMG_20180519_1516491

Man sieht stilisierte Zwiebeltürme und eine rote Mauer, die der Kreml‘-Mauer in Moskau nachempfunden ist.  Der Spasskij-Turm, zu Deutsch Erlöser-Turm bildet die Haupteinfahrt in den Kreml‘.

Wer hier durchkommt, fährt nicht nur unter einer Kirche im Turm her, sondern landet sofort an den wichtigsten Gebäuden des Kreml‘. Links stehen die Regierungsgebäude. Rechts das große Kreml‘-Theater, dann folgt schon der Patriarchenpalast mit seinem Durchgang auf den Kathedralplatz.

Zusätzlich sind auf der Packung noch andere „russische“ Bilder zu sehen. Aus der Volkskunst wurde der Drache übernommen, und auch die Matreška darf nicht fehlen. Dabei ist die „Puppe in der Puppe“ eine japanische Erfindung, die im 19. Jahrhundert in die russische „Volkskunst“ übernommen wurde.

Wie sich hier zeigt, hat die Imagologie, die Vorstellungskraft der heutigen Menschen, keine historische Tiefe. Was die Historikerin sich schütteln lässt, ist für andere einfach nur ein Zeichen dafür, dass die Fußball-WM in Russland statt findet.