Der deutsche Gelehrte Sigismund von Herberstein war 1510 und 1525 als Gesandter des römischen Kaisers in Moskovien. 1554 veröffentlichte er seinen Reisebericht. Darin ist eine Anekdote erhalten, mit der Herberstein beschreibt, wie dumm die Russen in religiösen Dingen sind. Sie können ja noch nicht einmal richtig zwischen den Religionen unterscheiden, meint er:

Während eines der vielen Kämpfe der Moskoviter mit den Mongolen begab es sich, dass ein Moskoviter einen Mongolen zu Pferd verfolgte. Als er sah, dass er verlieren würde, rief der Moskoviter zum Heiligen Nikolaus: „O Heiliger Nikolaus, lass mich diesen Mongolen einholen und töten.“

Rief der Mongole: „O Heiliger Nikolaus, wenn Du ihn mich haben lässt, ist das kein Wunder. Wenn Du mich aber entkommen lässt, werde ich Dir jährlich ein Fässchen Honig spenden.“

Der Mongole entkam.

Was Herberstein für Unfug hielt, hat in der Wirklichkeit durchaus seine Berechtigung. Christoph Witzenrath wies im Juni in einem Vortrag darauf hin, dass die Figur des Heiligen Nikolaus als Retter von Witwen, Waisen sowie Kriegsgefangenen im 15. und 16. Jahrhundert eine Wandlung durchmachte. Der Heilige war nicht mehr nur für die Rettung von Christen da, sondern wurde auch von Muslimen und Animisten angerufen, um Hilfe für Kriegsgefangene oder im Krieg zu erlangen.