Manchmal ist es nett, einfach einen guten historischen Vortrag zu hören. Ohne Schnörkel, Spekulationen oder große Theorien, die es zu belegen gilt. Ein solcher Fall war der Vortrag zu den Finanzen Simeon Polockijs.

Simeon war ein gelehrter Mönch aus der Gegend von Polack im westlich von Moskovien. Zar Aleksei Mikhailovich holte ihn nach Moskau, wo er lehrte. Simeon schrieb wundervolle Barockgedichte, wofür er bis heute hoch geachtet ist.

Im Vortrag ging es jedoch nicht um die Gedichte, sondern um Simeons Testament. Dieses ist auch die einzige Quelle für seine finanzielle Situation. Und die war nicht schlecht. Natürlich kann man sich ein bisschen wundern, wofür Simeon in seinem Testament Geld verwendet sehen wollte.

60 Rubel für seine Beerdigung, 30 Rubel für die Armen. 200 Rubel für den Neffen, 10 Rubel für seine Mutter. Wir wollen hoffen, dass die Mutter auch so gut betucht war und mit den 10 Rubeln lange ausgekommen ist.

Im Ganzen spendete Simeon etwa 1250 Rubel an verschiedene Personen und Klöster, davon etwa zur Hälfte russische und polnische Klöster. Außerdem spendete er an die polnischen Klöster keine Rubel, sondern die dortige Währung, zolotye grivny, goldene Grivna.

Die Frage, wie Simeon an das Bargeld, noch dazu sowohl in Rubeln als auch in Grivnen gekommen ist, konnte vom Vortragenden nicht beantwortet werden. Grundsätzlich war es ja so, dass, wer in Moskauer Dienst ging, vom Staat angestellt war.

Und als solcher Staatsangestellter wurde er ordentlich versorgt, im Wesentlichen mit Arbeit, Unterkunft und Verpflegung, aber offensichtlich auch mit Bargeld. Und selbst wenn selbstständiges Unternehmertum von Ausländern in Moskovien nicht gern gesehen wurde, kann man davon ausgehen, dass Simeon sein Geld gut investiert hatte.

Der Vortrag zeigte wunderschön, wie man als Historiker anhand einer einzigen Quelle ein riesiges Forschungsfeld über Geld, Geldwirtschaft, Geldwert, Geldtausch, Bezahlung und Ähnlichem aufmachen kann. Schließlich kann man auch noch vergleichen, dass reiche Moskoviter etwa so viel wie Simeon in ihren Testamenten für das Seelenheil aufwendeten.

Historische Fingerübungen können durchaus lehrreich sein und Wissen schaffen.