Auf einer Konferenz in St. Petersburg gab es Einführungsvorträge über den heutigen Stand des Studiums russischer Geschichte an den großen und bekannten Universitäten. Auch über das Geschichtsstudium an der Moskauer Staatlichen Universität (MGU) wurde berichtet.

Hier wurden aber auch Entwicklungen bedauert, die von der Universitätsleitung vorgegeben wurden. So wurden auch in der russischen Föderation Bachelor- und Masterstudiengänge eingeführt. Besonders die Einführung des Master-Abschlusses hielt der Vortragende nicht für sinnvoll.

Nun muss man wissen, dass in Russland seit sowjetischer Zeit die Promotionsphase geteilt ist. Man schreibt eigentlich zwei Doktorarbeiten, eine befördert die Studierenden zum Kandidaten (kandidatskaja dissertacija), die andere zum Doktor der Geschichtswissenschaft. Wer nun vorher noch einen Masterabschluss machen soll, hat vier große Arbeiten geschrieben, bevor er sich Doktor nennen darf.

Eine „noch größere Dummheit“ nannte der Vortragende aber die Vorgabe, dass Doktoranden vorgegeben wird, pro Semester einen wissenschaftlichen Aufsatz zu publizieren. Schwierig ist dies, weil man für richtig gute wissenschaftliche Aufsätze manchmal auch längere Zeit forschen muss. Dass dies nicht so einfach ist, war allen Zuhörenden klar.

Soweit zu diesen Vorträgen am ersten Tag der Konferenz, die erst richtig interessant wurden, als am letzten Tag eine Vortragende über den Zitierindex SCOPUS berichtete. Sie berichete von einer signifikanten Erhöhung der Zitation von russischen Aufsätzen in den letzten drei Jahren und schränkte die Freude darüber sofort ein.

Viele der Aufsätze erschienen in Zeitschriften, die kein ordentliches wissenschaftliches Niveau haben, in denen die Aufsätze nicht begutachtet werden oder die Publizierenden gleich für die Publikation Geld zahlten. 25% der zitierten Aufsätze wurden deshalb aus dem Index wieder herausgenommen.

Ein Schelm, der Arges dabei denkt. Welche armen Doktoranden werden wohl zu dieser Art der Veröffentlichung gegriffen haben, um die Vorgaben zu erfüllen?