Ich hatte ja immer gehofft, es eigentlich aber nie für möglich gehalten, dass ich einmal etwas mit den pseudoisidorianischen Schriften zu tun haben würde. Iulia Vercholantsevs Vortrag auf der letzten ASEEES-Tagung hat dies wenigstens ansatzweise möglich gemacht.
Gestolpert bin ich über Isidor, als ich nach Pseudoepigraphie gesucht habe. Isidor von Sevilla war ein bedeutender spanischer Gelehrter im frühen Frühmittelalter, genauer im 7. Jahrhundert. Im 9. Jahrhundert wurden im karolingischen Reich unter seinem Namen weitere Schriften herausgebracht, die im Wesentlichen Gesetzestexte sind, die die fränkische Herrschaft stärken sollten. Um sie ging es hier leider nicht, aber sie sind natürlich präsent, wenn man über Isidor redet.
Isidors des Richtigen Schriften waren ein Bestseller, so weit dies im Mittelalter möglich war, als man jedes Buch mühsam von Hand kopieren musste. Dafür konnte man sie auch schön von Hand illustrieren, ohne dass dies als Kritzelei abgetan wurde. Besondere Bedeutung hatte seine „Etymologie“, eine Enzyklopädie, die das Weltwissen der damaligen Zeit zusammenfasste.
Hier hat er wiederum im 9. Buch über die Sprachen der Nationen geschrieben, dass Letztere von Ersteren abstammen, und im 7. Buch davon, dass die Bezeichnung der Nation von ihrer besonderen Distinktion kommt. Samogitien kommt von der Bezeichnung für „Land“, zeme, Litauen ist eine Zusammenziehung von litus (Küste) und truba (Trompete), weil man dort an der Küste Trompete spielte.
Wenngleich dies nicht gerade Wissenschaft ist, die Wissen schafft, so ist es zumindest lustig zu lesen. Und das ist einer der vielen Gründe, warum man sich mit mittelalterlicher Kultur beschäftigen kann.