Auf einer Konferenz zu Macht und Herrschaft in Russland im September 2017 ging die Diskussion plötzlich stark auf Eide ein. Wer fordert einen Eid ein und wer leistet ihn? Wieviel Loyalität verlangt ein Eid ab? Wie lange konnte man ihn halten und was geschah beim Eidbruch?
Bezogen auf Macht und Herrschaft bedeutet die Frage nach dem Loyalitätseid jedoch auch: inwieweit ist der Herrscher durch den Eid gebunden, den ihm seine Untertanen leisten? Welche Spielräume hat er in dieser gegenseitigen Eidesleistung? Und wie stark ist seine Herrschaft durch die Loyalitätseide eingeschränkt und bestimmt?
In Altrussland waren diese Eide reziprok. Der Herrscher konnte einen Loyalitätseid verlangen und auch verlangen, dass er sein Leben lang eingehalten wurde. Zu bestimmten Zeiten konnte er eine Eideserneuerung fordern.
Er selbst war jedoch auch durch diesen Eid gebunden und konnte den Eidgeber nicht angreifen, solange dieser sich an die Eidesbedingungen hielt. Im Gegenteil, es war besser, wenn er ihn für das Selbstverständliche, seine Loyalität, noch zusätzlich belohnte.
Das Thema ist noch lange nicht zu Ende erforscht. Hier zeigt sich erst der Anfang für interessante Forschungen. Schließlich sollte man nicht vergessen, dass ein Eid zwar in einem performativen Akt vor Zeugen geleistet wird. In Altrussland aber zog man es vor, die Eidesleistung auch schriftlich zu quittieren. So konnte man Illoyalität zur Not anhand des im Archiv vorhandenen Dokumentes belegen.
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