Die Zeitschrift Russian History/Histoire Russe (3/2012) hat eine spezielle Ausgabe zu Simeon Bekbulatovič gebracht. Donald Ostrowski schreibt darüber, dass Simeon im Laufe seines Lebens drei Identitäten, einmal als muslimischer Fürst im Khanat von Kazim, dann als Anhänger des russischen Zaren Ivan IV., der ihn an seiner Statt auf den Zarenthron setzte, schließlich nach seiner Absetzung als Zar als christlicher Mönch Simeon eingenommen hat.

Dem Artikel folgen drei Stellungnahmen von Forschern zum Artikel und zum Thema. Alexander Filjuškin von der St. Petersburger staatlichen Universität trägt dabei ebenso zur Vertiefung des Themas bei wie Janet Martin von der Universität in Florida. Charles Halperin, selbst Autor einer Monographie über die Mongolen in Russland, schreibt im Prinzip einen Co-Artikel, in dem er auf die Forschungssituation über Simeon ebenso eingeht wie über populäre, bzw. popularistische Bilder im Zusammenhang mit Ivan IV.

Die gesamte Diskussion ist interessant zu lesen und birgt in sich schon wieder Stoff genug, um einen neuen Artikel zu schreiben oder eine Magisterarbeit darauf aufzubauen.

Interessant ist Ostrowskis Forschungsansatz, der in letzter Zeit auch mit dem von ihm herausgegebenen Buch „Portraits of Old Russia“ Interesse am Leben von Individuen im Russland der frühen Neuzeit zeigt. Da wir davon ausgehen, dass jede historische Person, von der wir Kenntnis haben, von ihrer eigenen Geschichte geprägt wurde, bevor sie die uns heute bekannte Geschichte prägen konnte, ist dieser Ansatz sehr vielversprechend. Dass es hierbei jedoch um eine andere Biographik geht als die Geschichte großer weißer Männer zu schreiben, versteht sich von selbst.

Die Zeitschrift Russian History ist online nicht frei zugänglich; benutzen Sie bitte einen online-Zugang Ihrer Bibliothek, wenn vorhanden.

Das Buch Portraits of Old Russia. Imagined Lives of Ordinary People, 1300-1725, ed. byDonald Ostrowski and Marshall T. Poe, Armonk – London 2011 kann z.B. über das Internet bestellt werden.