Unglaublich kompliziert sieht die Analyse der Rhetorik Iosif Volockijs aus, die David Goldfrank im Anhang seines Aufsatzes zum gleichnamigen Thema veröffentlicht. Da Goldfrank seine Leserinnen und Leser jedoch liebt, hat er im Aufsatz selbst, die unglaublich kompliziert aussehende Analyse vereinfacht dargestellt und erklärt.

Fakt ist nach seiner Analyse, dass Iosif Volockij im Prosvetitel‘, seinem Buch gegen die Novgoroder Häretiker, Mittel aus der antiken Rhetorik verwendet. Goldfrank zeigt dies anhand des kürzesten Kapitels, „Slovo 12“, des Prosvetitel‘.

Iosif Volockij argumentiert in diesem Slovo, dass die Segnungen der häretischen Geistlichen als Fluch auf sie zurück fallen. Er tut dies nicht anhand normaler Syllogismen, die in drei Teile, A, B, C geteilt sind, wobei C die Synthese von A und B beinhaltet. Iosif benutzt vielmehr die Form der Enthymeme, in der A über die Auslassung von B gleich in C übergeht.

Iosif sagt also z.B.: „Kapitel 12 gegen die Häresien der Novgoroder Häretiker, die sagen, dass, wenn ein Häretiker ein Geistlicher ist und er ent-segnet oder verflucht einen der Orthodoxen, seinem Urteil von Gott gefolgt wird. Hier gibt es Zeugnisse der Heiligen Schriften, dass, wenn ein Häretiker ein Geistlicher ist, und er ent-segnet oder verflucht einen der Orthodoxen, seinem Urteil von Gott nicht gefolgt wird.“

Oder verkürzt ausgedrückt: der Fluch jeden Bischofs tritt ein vs. der Fluch keines Häretikers tritt ein.

In diesem Sinne geht die Argumentation Iosifs weiter, und es ist David Goldfranks Verdienst, dies bis zum Ende herausgearbeitet zu haben. Wer sonst sollte eine solche komplizierte Arbeit in Angriff nehmen?

Literatur:

Goldfrank, David: Adversus Haereticos Novgorodensos: Iosif Volotskii’s Rhetorical Syllogisms, in: Dubitando. Studies in History and Culture in Honor of Donald Ostrowski, ed. by Brian Boeck, Russell E. Martin, and Daniel Rowland, Bloomington, IN 2012, S. 245 ff.