Der wahrscheinlich nachhaltigste Beitrag zur Chronologie der russischen Geschichte wurde von Georg Friedrich Müller geleistet. Müller kam im 18. Jahrhundert relativ jung nach seinem Studium als Professor für Geschichte an die neu gegründete russische Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg.

Die nächsten Jahre verbrachte er in Sibirien und Kamtschatka, als Mitglied der Expedition der Akademie in diese Gegenden. Seine Aufzeichnungen wurden jahrhundertelang unter Verschluss gehalten, bis sie vor einigen Jahren im Ganzen publiziert wurden.

Als Müller zurück nach Westen kam, begann er, in Moskau das Archiv des Außenamtes zu sortieren. Und dies tat er als Kind seiner Zeit, indem er für jeden Herrscher eine Kiste anlegte – oder auch mehrere – und alle Urkunden und sonstigen Schriftstücke, die zu seiner Herrschaftszeit verfasst wurden, in die jeweilige Kiste legte. So meinte er, dass man alles schön beisammen hatte.

Hierbei zerstörte er leider die originale Ordnung der aufbewahrten Akten – und ging außerdem nicht sehr systematisch vor. So kamen alle Schriftstücke, die sich mit der Zeit Ivans IV. befassten, auch wenn sie im 17. Jahrhundert geschrieben worden waren, in die Kiste zu Ivan IV. und gingen damit in die Herrschaftschronologie ein.

Wahrscheinlich war es so, und wahrscheinlich arbeiten wir Historiker immer noch an dieser von Müller vorgegebenen Ordnung ab. Die Ordnung aufzubrechen ist aber schwer.