In der Zeit der Wirren (1598-1613) gab es in Moskovien das Phänomen der Prätendenten. Nachdem im Jahr 1601 zunächst in Polen ein Prätendent aufgetaucht war, der sich als der 1591 gestorbene letzte Sohn Ivans des Schrecklichen Dmitrij ausgab, tauchten immer weitere auf.

Ein Dmitrij (I.) wurde 1505 sogar noch zum Zaren gekrönt, 1506 jedoch ermordet. Obwohl man seine Leiche drei Tage lang öffentlich ausstellte, um zu zeigen, dass er wirklich tot ist, hielt sich das Gerücht, er sei es gar nicht.

In der Folgezeit „erstanden“ zwei weitere Dmitrijs auf, außerdem gab es mehrere Prätendenten unter den Kosaken im Süden der Rus‘, die nicht unbedingt immer Dmitrij heißen mussten.

Zar Vasilij griff nun zu einem ungewöhnlichen Mittel, um zu zeigen, dass Dmitrij wirklich tot war. Er ließ das Grab des Zarevič in Uglič öffnen und die Gebeine herausnehmen. Dieser Prozess der Elevation der Gebeine und eine Inspektion derselben ist notwendig für einen Heiligsprechungsprozess.

Wundersamerweise wurden genau zu diesem Zeitpunkt die ersten Menschen in Uglič durch Fürsprache Dmitrijs geheilt. Nach der Überführung der Gebeine nach Moskau in die Erzengelkirche im Kreml‘ und der Heiligsprechung Dmitrijs gingen die Wunderheilungen weiter.

Der Kunstgriff war von Vasilij gut ausgedacht. Um zu zeigen, dass Dmitrij wirklich tot war, ließ er ihn heiligsprechen. Denn ein Heiliger ist definitiv tot und kommt nur zur Fürbitte in das menschliche Reich, nicht um noch einmal Zar zu werden. Eigentlich war die Heiligsprechung also gar keine schlechte Idee.

Nur schade, dass man es übertrieb. Nach dem Begräbnis der Reliquien Dmitrijs im Kreml‘ fanden ständig neue Heilungswunder statt. Als allerdings ein Mann, der eigentlich nur von Blindheit geheilt werden sollte, am Sarg Dmitrijs an einem Herzinfarkt starb, hörte man mit den Heilungswundern schnell wieder auf.

Genützt hat der Heiligsprechungsprozess nichts. Weitere Prätendenten tauchten immer wieder bis ins 19. Jahrhundert hinein auf. Wirklich tot blieb Dmitrij durch die Heiligsprechung also auch nicht.