Seit Nikolaj Karamzin zu Beginn des 19. Jahrhunderts die erste einheitliche russische Geschichte veröffentlichte, spekulieren Historiker darüber, wie viele Ehefrauen Ivan IV. hatte. Die Datenlage stimmt hier nämlich nicht mit dem kanonischen Eherecht überein.
Generell erlaubt die orthodoxe Kirche eine Wiederverheiratung nach dem Tod der ersten Ehefrau. Um diese Erlaubnis muss jedoch schriftlich nachgesucht werden. Auch eine dritte Ehe wird häufig noch erlaubt. Danach empfehlen die Hierarchen ein keusches Leben, z.B. im Kloster.
Russell Martin präsentiert in seinem Buch Originalquellen zu den meisten Ehen, die dem Zaren Ivan IV., dem „Schrecklichen“, nachgesagt wurden. Er hat nicht nur zu sechs der sieben Ehen Brautschau-Materialien und Materialien zum kirchlichen Vollzug der Eheschließung gefunden. Er hat auch die Ersuchen des Zaren beim Moskauer Metropoliten um jeweils weitere Eheschließungen nach der ersten Ehe mit Anastasija Romanovna untersucht.
Martin kommt zu dem Schluss, dass Ivan IV. bis zum Ende seines Lebens sieben Ehen eingegangen ist. Hiervon sind sechs durch Brautschauunterlagen oder den schriftlichen Ablauf der Hochzeitszeremonien dokumentiert.
Nur die sechste Ehe mit einer Witwe aus der Aleksandrovskaja Sloboda ist nicht durch offizielle Dokumente belegt, sondern nur durch eher obskure Quellen. Eine der Quellen ist außerdem eine bekannte Fälschung durch den am Beginn des 19. Jahrhunderts tätigen Aleksandr Sulakadzev.
Martin nimmt für alle sieben Ehen an, dass sie geschlossen wurden. Ich hätte anhand seiner Präsentation der Materialien zumindest Zweifel an der sechsten Eheschließung, obwohl auch diese in Martins Darstellung als real anzusehen ist.
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