Ein Vortrag auf der Konferenz zum 500jährigen Bestehen des Aleksandrover Kreml‘ begann recht langeweilig: auf verschiedenen Ausgrabungen wurden sage und schreibe 8 Glasscherben gefunden. Man war versucht sich zurückzulehnen und berieseln zu lassen. Und dann begann die Expertin für Glas des Eremitaž-Museums in St. Petersburg mit ihrer Einordnung:

2 Glasscherben stammen aus dem späten 16. Jahrhundert, das Glas ist venezianisch und hat einen ähnlichen Aufbau wie einige venezianische Stücke aus dem Zarenschatz in Moskau.

3 Glasscherben stammen aus dem frühen 17. Jahrhundert, sie sind viel dicker als die früheren und sind Flaschenhälse. Die Flaschen stammen aus Holland.

3 Glasscherben vom Ende des 17. Jahrhunderts konnte man Gläsern zuordnen.

Die informierte Historikerin weiß: das venezianische Glas ist offensichtlich von Ivan IV. oder seiner Familie gebraucht worden, als sie Ende des 16. Jahrhunderts in Aleksandrov lebten. Zerbrochenes hat man einfach in  der Hofecke vergraben. Dies ist einer der Gründe, warum Archäologen Abfallhaufen so lieben.

Aus den dicken Gläsern hat man getrunken. Aber was war in den dicken holländischen Flaschen? Was haben die Holländer Anfang des 17. Jahrhunderts in Flaschen nach Russland exportiert? Die informierte Historikerin weiß auch, dass der Aleksandrover Kreml‘ zu Beginn des 17. Jahrhunderts schon ein Kloster war. Was also haben die russischen Nonnen aus den dicken holländischen Flaschen getrunken?

Viele Ideen aber kein Beweis. Grundlage für weitere Forschung.