Manchmal ist es hilfreich, aus einem anderen Blickwinkel auf eine Sache zu sehen. Gerade als Historiker haben wir uns auf unseren Blickwinkel eingerichtet und schleppen so manch liebgewonnenes Deutungsmuster mit uns herum.

Auch in Bezug auf den Krimkrieg 1854 ist das so. Studierende der osteuropäischen Geschichte lernen hier häufig, dass Russland als Aggressor fungierte. Und dass der Auslöser für den Krieg die Frage war, wer die Schlüssel für die Grabeskirche in Jerusalem aufbewahren durfte. Viele Oberhäupter der in Jerusalem vertretenen christlichen Konfessionen kamen hierzu in Frage. Der russische Zar wollte dass der Orthodoxe Patriarch die Schlüssel verwahren durfte. Als das nicht ging, brach der Krimkrieg aus.

Der Krimkrieg als Folge von Schlüsselverlegungen. Das merkt man sich fürs Leben.

Um so erfrischender die Erkenntnis aus einem Buch über Russland und Persien. Die Krim liegt und lag einfach auf dem Handelsweg zwischen Persien und Russland und ermöglichte den Russen seit der Annexion im 18. Jahrhundert einen leichteren Zugang zu den persischen Märkten.

Dies wollten weder Briten noch Franzosen, die ihr Handelsmonopol für persische Güter schwinden sahen. Und da liegt ein Einfall auf die Krim natürlich nahe.

Genutzt hat die ganze Sache irgendwie nichts. Die Russen verloren zwar den Krimkrieg aber nicht die Krim. Und wie das mit den Handelsbeziehungen zwischen Russland und Persien ist und war, sollte man endlich einmal eingehender erforschen.